Wenn die Tropfen aufsteigen

Der Morgentau liegt als Perlenkleid auf den Tannen verteilt, im Morgenlicht sieht man vereinzelt das Netzgespann, ein Spinnenwerk zur frühen Morgenstunde. Es ist bitterkalt, die Ruhe ist unheimlich und die Nebelschwaden ziehen über das Feld. Der Atem ist tief und schwer, zeichne meine eigenen Nebel, die nicht zum Boden fallen, sondern in die Höhe steigen und dabei verfliegen. Die Stille hält nicht an, die ersten Geräusche schallen aus den Ecken. Es kreucht und fleucht. Der Wald beginnt zum Leben.

Auf dem mit Schnee leicht bedeckten Boden sind verschieden Fußspuren, zu sehen. Doch sind keine Tiere zu sehen. Alles passiert versteckt, doch was passiert jetzt? Eine majestätische Erscheinung ist zu erblicken am Waldesrand. Das Geweih stolz in die Höhe geragt. Die Aussage ist klar und deutlich zu sehen. Das ist das Revier des Stammesfürsten. In Sicherheit gewogen sind nun auch die ersten Rehe, zu sehen. Noch schüchtern und im Schutze des Fürsten am Waldesrand.

Auf der Suche nach den letzten Knospen, die auf dem Boden ragen. So zierlich und schön, einem Morgenmahl der feinen und schmackhaften Art. Immer wieder der seitliche scheue Blick, der Schein trügt, er dient lediglich der Sicherheit. So groß, wie die Augen sind, ist alles auf einen Blick. Nichts wird dabei übersehen oder außer Acht gelassen. Das Winterfell ist bereits ausgeprägt und wird wie ein langer Mantel getragen. Ein Wildmantel, der nun den ganzen Körper ziert. Ein Puschel am Leibesende, der seine Signale Wirkung zeigt.

Das Sonnenlicht fällt nun in alle Spalten und Ritzen, löst den Tau und lässt ihn verfliegen. Die Tropfen, die als Perlen an den Tannenenden hingen, fliegen fortan als Tropfen, die nach oben steigen. Schöne Winterzeit, die beginnt, weiß bedeckt es eine andere Landschaft ist. Anmutig und in angenehme Ruhe, es dennoch viel zu entdecken gibt. Das Sonnenlicht bricht sich in den Kristallen, strahlt alle Farben von sich weg. Spiegelsaal der Regenbogenfarben, jedes Licht wird dabei anders gesetzt.

Salz auf den Lippen

Das Sandelholz Aroma löst sich langsam im heißen eingelassenen Bad. Die Kerzen flackern, das Licht wirft Schatten und zeigt ein Theaterstück an der Wand. Was für ein herrlicher Duft, der in die Nase steigt, entspannend und wohltuend, befreit vom alltäglichen Stress. Das Öl dringt tief in alle Poren, die Muskeln werden weich, entspannen sich. Der Kopf ist zurückgelehnt, die Augen geschlossen. Der Nacken liegt weich, am ganzen Körper ist nur noch die Befreiung zu spüren.

Der Stress, der sich niederlegt, die Sorgen fallen alle ab, als wären sie bereits gelöst. Entspannung erfasst ab jetzt auch die tiefsten Regionen. Kein versteckter Gedanke, der im Verborgenen liegt, Angst davor hat, ertappt zu werden. Zu erscheinen in der wohligen Atmosphäre, das Schattenspiel störend, das harmonisch zugetragen wird. Von der Fantasie getragen, an die Wand gestellt, durch Gedanken getragen, faszinierendes Spiel. Die Zeit verrinnt dabei in Windeseile, wie ein schweres Seil, an dem ein Anker hängt und zu Wasser gelassen wird.

Sanfte Klänge schallen durch den Nassbereich, hallen mit leichtem Echo, so still ist die Ruhe, die hier genossen wird. Ein Naturschwamm getränkt im Aromabad, gedrückt auf die Stirn, das Salzwasser hinterlässt seine Spuren, benetzt die Lippen, Salz auf den Lippen. Die Düfte und Aromen steigen weiter in die Höhe, erklimmen die Decke und fallen wieder herab. Betören die Sinne, das Gefühl von Zufriedenheit und Glück macht sich breit.

Salz auf den Lippen, angenehmer Geschmack. Das Flackern in den Lichtern, die eigenen Träume entfacht, die Wünsche widerspiegelt. Es keine Nacht dazu bedarf, das, was wir sehen, entspringt aus unserem Herzen. Wie wir uns dabei fühlen, entscheiden wir selbst, welche Gedanken wir schüren, bestimmen wir fortan. Das Gute daran, es ist unsere kleine Welt. Die wir selbst erschaffen, wenn es uns die Zeit Wert ist.

Blumen am Strand

Die Blumen stehe noch gedanklich im Regal, die Gedanken sind eine Qual, bedenkt man tief und innig, was uns wirklich beschäftigt. Es ist die Wahl, seine Seele zu verlieren, oder wieder den einzelnen Weg zu gehen. Der Pfad der Freiheit, heraus aus dem Käfig der einen umgibt, die Freiheit, die genommen wird, unterdrückt sein auf ganzer Linie. Dabei man sein eigenes Gesicht verliert. Es ist eine lehrreiche Zeit, was man daraus gewinnt, ist der Blick darauf, was man selbst wirklich will. Was einem dabei weiterhilft und welcher Weg einem die Entfaltung versperrt.

Die Mühen, die darin stecken, die Hürden, die es dabei zu überwinden gilt. Die Emotionen, die dabei betroffen sind, alles zerrt in verschieden Richtungen. Es ist nicht richtig nur der Situation gerecht zu werden, sich anzupassen, sein eigenes Gesicht zu verlieren. Nur damit alles angepasst, sich auf die Situation niederlegt, alles auf sich beruhen lässt. Zu groß ist das Opfer, das dabei fällt, die Zeit, die dabei verloren geht, nicht seinen eignen Wünschen hinterher zu jagen.

Bewaffnet bis auf den letzten Zahn, doch alles ohne scharfe Munition. Die Patronen sind nicht gefüllt, sitzt als einsamer Soldat, dem seine Waffe keine Wirkung hat. Es gilt die veraltete Rüstung abzulegen, dem Krieg aus dem Wege zu gehen. Zu verstehen, dass es keine Munition bedarf, es nur eines zählt, die Freiheit, in der man leben will. Der materielle Verlust keine Rolle spielt. Alles kommt mit der Zeit erneut in die eigenen Bestände. Im neuen Glanze und Zuversicht.

Es ist der Aufbruch in das neue Land das es zu erobern gilt. Die verbrannte Erde hinter sich zu lassen, von vorne zu beginnen. Alle Zähler werden noch einmal auf null gestellt. Es ist ein neuer Lebensabschnitt, in dem es wieder gilt, die Seele mit Leben zu füllen. Herzhaft zu lachen, die Freiheit am ganzen Körper zu verspüren. Ich nehme die Blumen in die Hand und lege sie an Meinen neuen „Happy Place“, an den Strand. Es ist gut und richtig, ein schöner Platz, an dem ich gerne bin, nun Wirklichkeit wird, höre schon das Meeresrauschen.

Filigrane Flammen

Geschwungene Federn, die dein Haupt schmücken, verdeckt zum Teil die verborgenen Schönheiten in deinem Gesicht. Die Nacht bricht heran, der herbstliche Sommertag schwindet. Die Wärme geht, verzieht sich in andere Gefilde, lässt nur noch die Dunkelheit zurück. Die Augen funkeln, alles glänzt im künstlichen Licht. Lassen Facetten an dir erblicken, speiendes Feuer, das du auf der Bühne von dir gibst. Stählender Käfig, den du trägst, einer Rüstung gleich, die nicht dem Schutze dient. Viel mehr verzückt der Anblick, wenn sich die heißen Flammen darin spiegeln.

Filigran unterfangen, geziert hängen die Fäden am trainierten Körper entlang. Zeichnen Konturen auf den ganzen Leib. Die elegant aufgetragene Schminke rundet die konzentrierten Blicke, arrogant angehaucht, jede Unsicherheit wird versteckt. Es sind die Flammen in der Hand, an Fackeln getragen, die keine Fehler ertragen. Nicht verzeihen, sonder für die Ewigkeit zeichnen, wenn man unkonzentriert mit ihnen hantiert. Es ist das Spiel mit dem Feuer, an dem man sich leichter verbrennt. Als so mancher in einer solchen schillernden Nacht denkt.

Die Musik hallt mit tiefen Bässen in den Raum, die Hüften beginnen, sich zu drehen, alle schwingen sich ein zu dem Beat. Es ist das Fest, das es zu erleben gilt. Es nur auf Bildern zu sehen, reicht bei Weitem nicht. Es gehört mehr dazu, um das wahre Erlebnis zu verstehen. Die Flammen auf den Bildern verbrennen nicht. Stimmung und Geschehen sind niemals gleich. Bleibt und wird in der Erinnerung stehen, als Erlebnis, das man nicht vergessen wird. Filigrane Flammen, die von Hand in der Menge getragen.

Butterschnecke

Als streichzart angepriesen, verlockend in der Werbung vorgestellt. Ein goldgelber Glanz, der auf dem Teller scheint. Nur ein Frühstück mit dieser herrlichen Butter verspricht den wahren Geschmack. Zuvor war es undenkbar das es trotzdem schmeckt. Besonders im Zeitraffer, in der das Messer blank und sauber durch die Masse streicht, nur seitlich mit einer Kante. Der Schliff ist gewellt und die Butter spiegelt sich darin. Die Fahrt durch das Butterweiche lässt eine Schnecke entstehen.

Sie rollt sich schmackhaft und langsam in unser Bewusstsein, suggeriert uns die pure Freude. Als hätte man noch nie so einen einzigartigen Moment erlebt. Gar die Zeit bisher verschwendet und umsonst verlebt, wenn dieses Ereignis, diese Errungenschaft sich nicht in unserem Leben eine bedeutende Rolle spielt. Wie leicht es doch ist unsere Interessen zu wecken, Bedürfnisse zu schaffen die keine sind. Den Hunger in uns zu entfachen, nur das Gefühl labend, das es uns noch etwas besser gehen kann.

Ein schönes Bild, ein lupenreines Lachen, eine glückliche Familie ist zu sehen. Ist die Butterschnecke wirklich das, was uns fehlt? Oder viel mehr das Ambiente, die Menschen um einen herum. Die mit einem glücklich sind. Ist nicht genau in diesem Moment die Sehnsucht versteckt, nach der man sucht. Vielleicht kann man das alles bereits genießen, und die Werbung verstummt in den Emotionen und wird nur als Leckeres zu den Speisen wahrgenommen. Doch beides haben sie in dem Moment gemeinsam, es geht um die Zufriedenheit und das glücklich sein.

Wie es wohl schmeckt, das nächste Frühstück das gedeckt ist. Mit den Gedanken, die man dazu zuvor gelesen hat, ist einem jetzt dadurch bewusst nach dem, was unser wirkliches Verlangen ist. Und sei es nur ausgelöst durch den Biss in eine Butterschnecke. Es liegt an uns was wir daraus ziehen, welche Energien wir an Gewicht schenken. Oder uns damit beschäftigen nur noch Butter zu essen, damit das Glück von alleine kommt.